American Hangover ist ein Album, das von Kontrasten und Zusammenhalt lebt, das explosive Energie, zarte Texturen und eine gesunde Portion Absurdität vereint. Das Trio Moneyfriends, bestehend aus Brad Henkel (Trompete, Gesang), Dan Peter Sundland (E-Bass, Synthesizer, Gesang) und Fabian Jung (Schlagzeug, Spielzeug, Gesang), kreiert eine Klanglandschaft, in der Momente von Lärm und Chaos mühelos in subtile, komplexe Improvisationen übergehen. Im Zentrum des Albums steht das exzellente Zusammenspiel und Zuhören des Trios - jeder lässt dem anderen Raum, während sie gleichzeitig Grenzen überschreiten und sich gegenseitig herausfordern, die Musik an neue Orte zu bringen.
Das Album beginnt mit der Ich-Erzählung eines Hundes, der im Financial District lebt und dessen Herrchen (Jazzmusiker von Beruf) bis zum Hals in Studienschulden steckt. Damit ist die Bühne bereitet für ein Album, das spielerisch auf die Absurdität des Versuchs anspielt, als Künstler in einem System zu überleben, in dem Geld wichtiger ist als Menschlichkeit. Willkommen in der Welt des Kapitalismus, in der selbst Hunde finanziell besser gestellt sind als die meisten Künstler.
Die Musik des Trios wirkt wie eine absurde Unterhaltung - halb Protest, halb Scherz. Manchmal ist es eine totale Attacke mit verzerrten Trompetenstößen, wummernden Bässen und quietschendem Spielzeug. Dann wieder gibt es Momente stiller Nachdenklichkeit, in denen man sich fragt, wie zum Teufel man hierher gekommen ist. Und gerade wenn man glaubt, alles verstanden zu haben, mischt sich eine Stimme ein, die etwas Bizarres aus einem Dokumentarfilm über Milliardäre zitiert, nur um einen bei der Stange zu halten.
Ein Höhepunkt des Albums ist die von Sundland komponierte und von dem Countertenor Johann Moritz von Cube gesungene Arie Pecunia Fiduci. Ja, eine Arie. Warum auch nicht? Sie erhebt sich aus der Asche einer apokalyptischen Klanglandschaft, in der tiefe Trompetenstöhner, Bassdröhnen, Zischen, Vogelgezwitscher und murmelnde Stimmen eine eindringliche Atmosphäre schaffen. Mit einem lateinischen Text, der über die Natur des Geldes meditiert, bietet die Arie ein kurzes, fast ätherisches Innehalten inmitten der umgebenden Klangintensität - eine Erinnerung an die seltsame Schönheit, die aus dem Chaos entstehen kann. Im Grunde ist American Hangover ein kraftvoller Ausdruck kollektiver Improvisation. Es ist chaotisch, absurd und voller Überraschungen - wie der Kapitalismus selbst. Und macht in einer Welt, in der selbst Songtexte von KI generiert werden können, überhaupt noch irgendetwas Sinn? Genießt die Fahrt, Kommunisten.