Mit sechs Jahren hielt Joscho zum ersten Mal eine Gitarre in den Händen. Sein Vater zeigte ihm die ersten Griffe und verpflanzte damit seinen Filius in eine Welt voller Swing und rasanter Tänze auf den sechs Saiten. Heute ist Günter Stephan Joschos Rhythmusgitarrist. In Sachen Gypsy-Swing ist der Einfluss von Übervater Django Reinhard immer noch präsent. Diese Tradition – der wohl wichtigste originär europäische Beitrag zur Entwicklung der Jazzgitarre – beherrscht Joscho Stephan sicher und mühelos. Und wer würde es einem Musiker verdenken, dass er sich eingehend mit der Historie beschäftigt? Im Gegenteil, Traditionsbewußtsein ist das sicherste Fundament für den erfolgreichen Aufbruch in neue Gefilde. Diese Beschäftigung mit der Geschichte hat ihm eine solide Basis, für die Entwicklung einer eigenen Stimme eingebracht: einen großen und klaren akustischen Ton, einen geschmeidigen Swing, harmonische Raffinesse, eine starke und explosive Anschlagskultur. Der Manouche-Tradition verpflichtet sind vor allem die Aufnahmen im Quartett in klassischer Hot-Club-de-France-Besetzung mit Sören Leyers an der Violine. Den Blick in die Zukunft aber richtet Joschos stilistische Offenheit, die er im Trio ausleben kann. Hier lotet er – ohne seine Herkunft zu verleugnen – verschiedene Richtungen aus, flirtet mit offen fließenden Latin-Grooves und deftigen Blues-Lines. Die Frische der Jugend, das Ungestüm und den Spaß, an spieltechnischen Grenzen zu rütteln, verbindet er mit einer selbst in den rasantesten Phrasierungen zu spürenden Ruhe und Gelassenheit. Diese Sicherheit und Ausgereiftheit sind es, die verhindern, dass er “nur” ein weiterer Gitarren-Wunderknabe ist. Ein herausragender Musiker ist hier am Werk, und was könnte das besser belegen als die Tatsache, dass alle Titel von “Swinging Strings” First-Takes sind.