Sophie Marin-Degor · Hans Christoph Begemann · Christoph Genz
Kirsten Blaise · Wolfgang Frisch · Sven Jüttner
Daniel Sütö · Jürgen Deppert
Chor und Orchester der Ludwigsburger Schlossfestspiele
Michael Hofstetter, conductor · Jan Hoffmann, chorus master
Die Uraufführung am 26. April 1784 an der Pariser Oper lief noch unter dem Namen des eigentlich hierfür beauftragten Ch.W. Gluck, doch schon bald stellte sich heraus, dass in Wirklichkeit der erst 33jährige, als Assistent des bereits von einem Schlaganfall gezeichneten Gluck eingesetzte Komponist Antonio Salieri das Werk komplett geschaffen hatte. Damit war die Sensation perfekt und Salieri konnte eine wesentliche Weiterentwicklung der französischen
Oper für sich verbuchen. Denn von Glucks Opernschaffen ausgehend, gelang Salieri mit den „Danaïdes“ der Übergang von der Nummernoper zur dramaturgisch konsequent durchgearbeiteten Szenen-Oper.
Der Produktion der Ludwigsburger Schlossfestspiele, die hier unter Studio-bedingungen eingespielt wurde, liegt, der historischen Aufführungspraxis folgend, die fast ungekürzte Partitur zu Grunde.
Antonio Salieri
(1750–1825)
Les Danaïdes
Tragédie lyrique in Five Acts
Text by François Bailli du Roullet (1716–1786) and Louis Théodore Baron de Tchudi (1734–1784)
after Ranieri de’ Calzabigi (1714–1795)
Dédiée à la Reine Marie Antoinette (dedicated to Queen Marie Antoinette)
First performance: April 26, 1784
Opéra, Paris
Hypermnestre, eldest daughter of Danaüs | | Sophie Marin-Degor |
Danaüs, king of Argos, brother of Égyptus | | Hans Christoph Begemann |
Lyncée, son of Égyptus | | Christoph Genz |
Plancippe, daughter of Danaüs | | Kirsten Blaise |
Pélagus, head of the guards of Danaüs | | Wolfgang Frisch |
First Officer | | Sven Jüttner |
Second Officer | | Daniel Sütö |
Third Officer | | Jürgen Deppert |
Chor und Orchester der Ludwigsburger Schlossfestspiele
Michael Hofstetter, conductor
Jan Hoffmann, chorus master
Mit Gluck zum Erfolg – Antonio Salieri
und seine Pariser Erfolgsope r „Les Danaïdes“
Ein sensationeller Coup
So etwas war selbst in der äußerst bewegten,
an Intrigen und Skandalen wahrlich
nicht armen Geschichte der Pariser Oper
noch nie passiert: Am 26. April 1784 erlebte die
fünfaktige Tragédie lyrique Les Danaïdes (Die
Danaiden) in Gegenwart der kunstbegeisterten
Habsburgerin Marie Antoinette (Gemahlin
von König Louis XVI.) und einer vielköpfigen
Prominenz aus Politik und Kultur ihre glanzvolle
Uraufführung an der europaweit renommierten
Opéra. Bereits seit Monaten hatten
die Theater-„Habitués“ in der Seine-Metropole
und am hoch verschuldeten Königshof von
Versailles gespannt auf dieses gesellschaftliche
wie musikalische Großereignis gewartet.
Denn als Komponist der neuen musikalischen
Tragödie hatte die Operndirektion keinen Geringeren
verpflichtet als den großen Christoph
Willibald Gluck (1714–1787).
In Frankreichs Hauptstadt hatte der Wiener
„würkl. Kais. Königl. Hof Compositor“ besonders
mit seinen Opern Iphigénie en Aulide und Iphigénie
en Tauride (uraufgeführt 1774 und 1779)
Triumphe gefeiert, einen Aufsehen erregenden
Künstlerstreit gegen den süditalienischen
Star-Komponisten Niccolò Piccinni (1728–1800)
siegreich überstanden und überdies noch
eine hohe persönliche Wertschätzung für den
menschlich respektablen Rivalen entwickelt.
Kurzum, der Wahl-Wiener Gluck war an der
Seine eine populäre Figur, im französischen
Opernbetrieb fast schon eine Institution.
Wer hätte damals ahnen können, dass der
Wiener Meister Frankreichs Opernpublikum
längst grollte; dass er gar in einem privaten
Brief vom 31. März 1780 bündig erklärte: „…
daß ich aber selber wiederum nach Paris kommen
sollte, da wird nicht draus … schwerlich
werde ich mich noch bereden lassen, wiederum
aufs Neue das Objekt der Kritik und des
Lobs der französischen Nation zu werden …
wenn es geschehen sollte, so müsste es sehr
commod sein, denn das Faullenzen ist nunmehr
mein einziges Vergnügen … ich bin …
anjetzo gesund, ich mag keine Galle mehr in
Paris speien.“ Gewiss: Glucks bezaubernde
letzte Oper Echo et Narcisse (1779/80) war
von den Parisern unverständlicherweise äußerst
reserviert aufgenommen worden. Aber
war die Pariser Opéra für Gluck nicht auch die
Stätte seiner größten Triumphe?
Kaum jemand schöpfte Verdacht, als der
Komponist (ganz im Einklang mit den gängigen
Gepflogenheiten des damaligen Kunstbetriebs)
für alle Fälle einen Ersatzmann
benannte. Dieser hatte rasch einzuspringen
und die bestellte Partitur fertigzustellen, sollte
der immerhin schon 69-jährige Meister durch
eine plötzliche Erkrankung daran gehindert
werden. Sicher: Den Namen des 33-jährigen
Gluck-Assistenten, eines gewissen „Maestro
Antonio Salieri“, hatten in Paris bis dahin wohl
nur die wenigsten gehört. Aber war es nicht
ganz natürlich, dass der musikalische Großmeister
sich für sein neues Pariser Opernprojekt
einen Adlatus in seiner unmittelbaren Umgebung
– in Wien – suchte? Und warum sollte
dieser offenbar sehr tüchtige Monsieur Salieri
(seines Zeichens Kapellmeister der italienischen
Oper in Wien und selbst bereits Autor
zahlreicher, durchaus erfolgreicher Bühnenwerke)
Glucks Werk nicht einstudieren und
bei seiner Premiere dirigieren? Konnte man
dem greisen Gluck die anstrengende Reise
nach Paris überhaupt noch guten Gewissens
zumuten? Und was wäre dabei, wenn der
viel beschäftigte, zudem von seinem ersten
Schlaganfall schwer in Mitleidenschaft gezogene
Wiener Meister dem sicherlich hoch befähigten
Signor Salieri das eine oder andere
Rezitativ zu komponieren gab? Wenn er sich
selbst am Ende gar nur die wichtigsten Partitur-
Passagen wie Chöre, Arien und Ensembles
vorbehielt – und natürlich auch die Ouvertüre
(ein Genre, in dem Gluck eine unbestrittene
künstlerische Autorität darstellte)? Delegierten
damals nicht viele hoch angesehene Maestri
immer wieder Teile neuer Kompositionen
an ihre begabtesten Schüler?
Ein schöner Zug des genialen Chevalier
de Gluck, wenn er auf dem Titelblatt der
Partitur seiner Oper Les Danaïdes (die Oper
wurde nach gutem Pariser Brauch sogleich
nach der umjubelten Premiere gedruckt) als
Schöpfer der mit Beifall aufgenommenen Musik
nicht nur sich selbst nennen ließ, sondern
auch noch besagten Monsieur Salieri, der das
Orchester der Opéra so hinreißend dirigiert
hatte und zum musikalischen Komplex der
Danaïdes vielleicht hier und da ein paar Takte,
womöglich gar die eine oder andere kurze
Arie beigesteuert haben mochte.
Auf jeden Fall aber, darin waren sich die
Zeugen der Erstaufführung einig, trug die Partitur
der Danaïdes als Ganzes ebenso eindeutig
die künstlerische Handschrift des großen
Opernreformers wie seine zuvor in oder für
Paris entstandenen Meisterwerke – von der
erwähnten ersten Iphigénie bis hin zur psychologisch
subtilen Iphigénie en Tauride mit der zu
ihrer Zeit einzigartigen orchestralen Charakterisierungskunst
und den kolossalen Chortableaus.
Und begegneten nicht gerade die
genannten ästhetischen Vorzüge von Glucks
letzter Pariser Tragédie dem Hörer auf höchst
effektvolle Weise auch in der brandneuen Oper
Les Danaïdes? Vom Alter und von schwerer
Krankheit bereits deutlich gezeichnet, hatte
der große Meister aus Österreich – darin
stimmten die Kommentare überein – ein ungemein
packendes Werk vorgelegt. Nach der
Premiere und weiteren, durchweg ausverkauften
Aufführungen erreichte der Enthusiasmus
für Christoph Willibald Gluck und seine Musik
unüberhörbar seinen Höhepunkt.
Und dann platzte urplötzlich die Bombe:
Zum maßlosen Erstaunen des aus allen Wolken
fallenden Hauptstadt-Publikums erschien
in dem von Frankreichs aristokratisch-großbürgerlicher
Oberschicht eifrig gelesenen
Journal de Paris eine Erklärung Glucks (absichtsvoll
datiert auf den Tag der Premiere,
doch publiziert erst nach der sechsten Wiederholung
der Oper) des Inhalts, „dass die
Musik der Danaïdes ganz von Monsieur Salieri
ist und ich keinen anderen Anteil daran habe
als durch Ratschläge, die er gerne von mir annehmen
wollte, und dass meine Hochachtung
für ihn mich veranlasst hat, ihm etwas von
meiner Erfahrung mitzugeben.“ Und auch Antonio
Salieri selbst trat nun aus der Deckung.
In einer Dankadresse, die er seinerseits im
Journal de Paris abdrucken ließ, bekräftigte
der damals an der Seine logierende Maestro:
„Die Erklärung des Herrn Chevalier Gluck, die
ich soeben in Ihrer Zeitung gelesen habe, ist
ein neuer Gunstbeweis, den ich von diesem
großen Manne erhalte, dessen Freundschaft
auf mich einen Strahl seines Ruhmes zurückwerfen
will. Es ist wahr, dass ich allein die Musik
zur Oper Les Danaïdes geschrieben habe,
aber ich habe sie ganz unter seiner Aufsicht
geschrieben, geführt von seinem Licht und erleuchtet
von seinem Genie …“ Der aus dem
Veneto stammende Monsieur Salieri, in dem
die Pariser bislang lediglich einen exzellenten
Kapellmeister und durchschnittlichen italienischen
Opern-Routinier hatten sehen wollen,
entpuppte sich mit einem Schlag als der große
Erfolgskomponist der Saison. Die künstlerische
Sensation war perfekt.
Dichterstreit
Doch das war noch längst nicht alles. Für den
Operntext von Les Danaïdes zeichneten zwei
zu jener Zeit geschätzte Pariser Literaten verantwortlich:
Marius-François-Louis Gand Leblanc,
Bailli du Roullet und Jean Baptiste Louis
Théodore Baron de Tschudi. Auf dem Deckblatt
der Partitur freilich wurden die Namen dieser
Textdichter gar nicht genannt. Und das hatte
seinen guten Grund: Beide Autoren (Tschudi
war inzwischen an den Folgen einer Gesichtsrose
gestorben) hatten nämlich ein italienisches
Opernlibretto gründlich ausgeplündert,
ja streckenweise einfach ins Französische
übersetzt. Glucks langjähriger Freund und Mitarbeiter
Ranieri de’ Calzabigi – Verfasser der
Texte zu Glucks bahnbrechenden Reformopern
Orfeo ed Euridice (1762), Alceste (1767) und
Paride ed Elena (1770) – hatte es 1778/79 wohl
auf persönlichen Vorschlag des Komponisten
geschrieben. Wie der Titel dieses (von Gluck
niemals komponierten) Opernbuchs Ipermestra
ossia Le Danaidi erkennen lässt, handelte es
sich um eine tiefgreifende Neubearbeitung des
viel vertonten Librettos Ipermestra des Wiener
k.u.k.-Hofdichters Pietro Trapassi, genannt Metastasio
(1698–1782), des führenden Librettisten
der älteren Opera seria.
Dessen Ipermestra behandelt einen grausigen
antiken Mythos, der auch der ältesten
erhaltenen Tragödie des großen attischen
Dramatikers Aischylos (um 525–456 v. Chr.)
zugrunde liegt. Der sagenhafte König Danaos
von Argos liegt in Fehde mit seinem Zwillingsbruder
Aigyptos, der ihn mit militärischer
Übermacht zwingt, seine fünfzig Töchter mit
den fünfzig Söhnen des Aigyptos zu vermählen.
Insgeheim befiehlt Danaos seinen Töchtern,
ihre Gatten (und Vettern) in der Brautnacht
zu ermorden. 49 Töchter fügen sich
der grausamen Anordnung des Vaters, eine
einzige verweigert den Gehorsam: Hypermestra
(Ipermestra). Metastasios Operndichtung
exponiert vor allem den dramatischen Konflikt
der Titelfigur zwischen Kindespflicht und
Gattentreue und stattet sie mit einer Anzahl
affektvoller Arien aus.
Zu den italienischen Komponisten, die Ipermestra-
Opern nach dem Text von Metastasio
schrieben, zählt der Venezianer Baldassare
Galuppi (1706–1785). Seine Ipermestra wurde
1758 in Mailand uraufgeführt. Sein Amtsnachfolger
als Kapellmeister des Markusdoms
in Venedig, Ferdinando Bertoni (1725–1813),
komponierte seine Ipermestra zehn Jahre
früher (1748) für die Karnevalssaison des
Teatro Falcone in Genua. Den gleichen Stoff
behandelten jedoch auch Giovanni Francesco
de Majo (1732–1770, Neapel 1768) sowie der
gebürtige Valencianer Vicente Martín y Soler
(1754–1806, Neapel 1780). Und noch Giovanni
Paisiello (1740 –1816) – einer der populärsten
Buffa-Komponisten des galanten Zeitalters
– widmete sich einmal dem tragischen Danaiden-
Thema. Paisiellos Ipermestra erlebte ihre
Uraufführung 1791 in Padua. Aber selbst dieses
Werk war noch nicht die letzte italienische
Opera seria über Danaos und seine mörderischen
Töchter. Die Oper Le Danaidi des aus
Perugia stammenden Francesco Morlacchi
(1784–1841), Dresdner Kapellmeister-Kollege
Carl Maria von Webers, hatte ihre Premiere
1810 in Rom. Auch Christoph Willibald Gluck
hatte 1744 Metastasios Ipermestra-Libretto
vertont. Bekanntlich zählte der geniale Opern-
Erneuerer Gluck vor Beginn seiner ebenso
fruchtbaren wie folgenreichen Zusammenarbeit
mit Ranieri de’ Calzabigi musikalisch zu
den glänzendsten Vertretern einer spezifisch
neapolitanisch geprägten Opera seria.
Calzabigis Neufassung der traditionellen
Ipermestra-Handlung für Gluck setzte freilich
in mehrerlei Hinsicht andere Akzente, als es
der Komponist selbst in seiner Vertonung des
„klassischen“ Metastasio-Librettos getan hatte.
Die herkömmlichen „Arie di bravura“ und
„Arie di agilità“ der tragischen Titelheldin
wurden eliminiert. Ihr persönlicher Seelenkonflikt
wurde verschärft und in eine – sich zu
zahlreichen Chorszenen verdichtende – vielfigurige
Personenkonstellation eingebettet,
die dem Musiker reichlich Gelegenheit bot für
psychologische Tiefenzeichnung, aber auch
für groß angelegte szenische Komplexe und
imponierende Tableaus. Kaum verwunderlich
also, dass Calzabigi das Resultat seiner Umarbeitung
als sehr gelungen einschätzte, die
dafür aufgewandte Mühe hoch veranschlagte
und sich darüber empört zeigte, dass Gluck
ohne sein Wissen die ursprünglich für Neapel
bestimmte italienische Textdichtung an die
genannten Pariser Bearbeiter weitergegeben
hatte.
Eine wilde Pressefehde begann – genüsslich
goutiert vom französischen Publikum.
Calzabigi beschuldigte Gluck des Betrugs,
Roullet des Diebstahls und Plagiats; in zum
Teil sehr heftigen Worten forderte er vollständige
Genugtuung. Marius-François-Louis du
Roullet seinerseits blieb die polemisch-derbe
Antwort keineswegs schuldig … Um es kurz
zu machen: So viel Opern-Skandal war nie.
Noch nie war aber auch einem frisch auf
die Bretter gelangten, gleichermaßen durch
ausgeklügelte Dramaturgie, Virtuosität der
Interpretation und verschwenderischen Dekorationsreichtum
brillierenden musiktheatralischen
Gesamtkunstwerk so viel unentgeltliche
Publizität und Werbung zuteil geworden
wie dem gigantischen Bühnenkoloss der Danaïdes.
Halb Paris sprach von der neuen Oper,
und der Name Antonio Salieri war – gewissermaßen
über Nacht – in aller Munde.
Vielseitiger Maestro
In seiner alten Heimat Venedig wie auch in seiner
österreichischen Wahlheimat war Antonio
Salieri freilich längst kein Unbekannter mehr.
Der Kaufmannssohn erblickte am 18. August
1750 in Legnano, einer in der heutigen Provinz
Verona gelegenen Kleinstadt, das Licht
der Welt. Früh verwaist, fand der knapp 16-
Jährige 1766 einen einflussreichen Förderer:
den aus Böhmen stammenden, renommierten

Opernkomponisten Florian Leopold Gassmann
(1729–1774), ab 1772 Hofkapellmeister Kaiser
Josephs II. Gassmann nahm den jungen Salieri
mit sich nach Wien und wurde menschlich
wie musikalisch sein wichtigster Mentor. Nach
Gassmanns Tod wurde Salieri durch kaiserliches
Dekret zum Hofkomponisten sowie zum
Dirigenten des Wiener Hoftheaters ernannt.
Am 1. März 1788 trat er zudem die Nachfolge
des soeben pensionierten k.u.k.-Hofkapellmeisters
Giuseppe Bonno (1711–1788) an.
Mit seinen elegant gearbeiteten, an turbulenten
Verwicklungen reichen Buffa-Opern
machte Salieri alsbald auch als Komponist von
sich reden. Für seine künstlerische Entwicklung
entscheidend wurde jedoch zunehmend
das Vorbild Christoph Willibald Glucks, den Salieri
schon bald persönlich kennen lernte. Gluck
vermittelte dem jungen Musiker-Kollegen den
prestigeträchtigen Auftrag für die Festoper zur
Eröffnung der Mailänder Scala – ursprünglich
war auch diese Komposition Gluck selbst angetragen
worden. Mit dem auf diese Weise
entstandenen Dramma serio L’Europa riconosciuta
(Premiere in Mailand am 3. August 1778)
trat Antonio Salieri erstmals als ein Schüler des
großen Gluck in Erscheinung – obwohl er von
diesem niemals förmlichen Kompositionsunterricht
erhalten hatte.
Als wirklicher Wendepunkt in Salieris
Laufbahn als Bühnenkomponist erwies sich
jedoch fraglos die Komposition von Les Danaïdes.
Durchaus in der Nachfolge Glucks, doch
stilistisch über diesen hinausstrebend, vollzieht
Salieri bereits in diesem ersten seiner
drei für Paris komponierten Werke entschieden
den Übergang von der bisherigen Nummern-
zur dramaturgisch und satztechnisch
innovativen Szenen-Oper. Die ältere Opera
seria neapolitanischer Provenienz bestand
aus in sich geschlossenen einzelnen Musikstücken,
die durch Rezitative voneinander getrennt
und in der Partitur durch jeweils eigene
Nummerierung ausgewiesen wurden. Salieri
hingegen fasste in Les Danaïdes orchesterbegleitete,
dramatische Rezitative, kurze Arien,
aktiv in den Handlungsverlauf eingreifende
Chöre und knappe Ensembles zu breit angelegten
Szenen-Komplexen zusammen.
Mit dieser Technik, Vokal-Soli, Duette und
Ensembles in szenischen Gebilden aufgehen
zu lassen, entsprach Salieri vor allem einer
langen Tradition des Pariser Musiktheaters
seit Lully und Rameau. In Les Danaïdes liefert
die dramatisch gedrängte Szenenfolge IV,2 bis
IV,5 ein beeindruckendes Beispiel, in der die
Vokal-Genres Accompagnato-Rezitativ, Arie
(darunter Hypermnestres düster-verzweifeltes
„Vous qui voyez l’excès de ma faiblesse“ und
Lyncées lyrisch-ekstatisches „A peine aux
autels d’Hyménée“), Duettino („Hélas! que ne
puis-je te suivre“), Terzett und „Schreckens“-
Chor („Arrête, arrête, implacable furie“) kontrastreich
miteinander abwechseln.
Die hier exemplarisch fassbare Tendenz
zur Verschleifung der herkömmlichen Nummerngrenzen
und zur absoluten Dominanz der
offenen Form trieb Salieri in Les Horaces, seiner
nächsten für Paris entstandenen Tragédie
lyrique (Premiere in Versailles am 2. Dezember
1786, an der Pariser Opéra fünf Tage später)
dann noch erheblich weiter voran – und
fiel beim Publikum prompt durch. „Eine sehr
schöne Arbeit, aber ein bisschen zu streng für
Paris“, glossierte damals der gefeierte Dramatiker
Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais
(1732–1799) den Salieri überraschenden
Misserfolg. Auf einen Text von Beaumarchais
komponierte der Wiener Maestro danach seine
wohl bedeutendste Oper: den am 8. Juni
1787 an der Opéra erstmals aufgeführten Tarare.
Hier setzte Salieri das ästhetische Postulat
des Dichters Beaumarchais, die „dramatische
Musik“ habe sich stets ihrer literarischen Vorlage
unterzuordnen, künstlerisch konsequent
in eine kompositorische Form um, die nicht
wenige der Zeitgenossen verstörte.
Zukunftsweisender Erfolg
In Salieris umfangreichem Bühnenschaffen bewies
jedoch stets Les Danaïdes eine besondere
Lebenskraft. Zum Teil ist das wohl den Einsprengseln
spätneapolitanischer Kantabilität
zu verdanken – ein ansprechendes Beispiel
bilden die Hochzeitschöre (in I,3 „Descends du
ciel, douce Hyménée“ und in III,3 „L’Amour sourit
au doux vainqueur“) –, auf die Salieri in diesem
Werk (im Unterschied zu Les Horaces und
Tarare) noch keineswegs verzichten mochte.
„Diejenigen, die in der Erwartung standen, ein
schreckliches Schauspiel zu sehen zu bekommen,
sind in Erstaunen versetzt und überrascht
worden, mehr Feste als Entsetzen darin anzutreffen“,
notierte nach der Premiere beifällig
ein Rezensent der Pariser Zeitschrift Mercure
de France. Applaudiert wurde auch der einsätzig
gedrängten Ouvertüre, die durch ein kurzes,
doch die Schrecken der mörderischen Bühnenaktion
wirkungsvoll beschwörendes Andante
maestoso eingeleitet wurde. Sie erhebe sich
„weit über die unbedeutenden Symphonien, die
nichts malen, die nichts ankündigen, die in die
gewöhnliche Form von Sonaten gegossen sind,
alle aus drei oder vier Stücken elend zusammengestoppelt“,
las man dazu in einer anderen
Besprechung (22. Mai 1784) im erwähnten
Mercure de France. Das Prinzip der einsätzigen
Ouvertüre behielt der Komponist dann auch in
seinen folgenden Opern bei. Der Ouvertüre seiner
Danaïdes freilich verlieh Salieri durch die
Tempobeschleunigung von Allegro assai über
Più allegro bis hin zum abschließenden Presto
eine Ausdrucksintensivierung und zusätzliche
Dramatik, wie sie der fast atemlos abrollenden,
im Wortsinn „fatalen“ Opernhandlung künstlerisch
adäquat erscheinen mochte.
Am nachhaltigsten zeigten sich Salieris
Zeitgenossen jedoch von den Solo-Gesängen
der zwischen Pietät gegenüber ihrem Vater Danaüs
und der Liebe zu ihrem Verlobten Lyncée
schwankenden Protagonistin Hypermnestre.
Ihre bewegte Arie in Szene V,1, „Père barbare“,
vereint Stilmomente einer der neapolitanischen
Seria-Tradition entlehnten „Aria agitata“
mit der freieren, textbezogenen Deklamation
der Pariser Tragédie lyrique. Ganz den ästhetischen
Idealen des französischen Musiktheaters
verpflichtet ist hingegen Hypermnestres große
Szene in II,3 „Où suis-je? … Foudre céleste!“
Durch Tonarten- und mehrfache Tempowechsel
akzentuiert, stellt sie einen Prototypus der
großen Soloszene der Pariser Grand Opéra des
frühen 19. Jahrhunderts dar. Mit den farbig und
abwechslungsreich gestalteten Soloauftritten
der Hypermnestre in Les Danaïdes hinterließ
der Venezianer Antonio Salieri eine bleibende
Spur in der Geschichte des französischen (und
damit des europäischen) Musiktheaters.
Bei der Uraufführung der Oper sang die
viel bewunderte Sopranistin Antoinette Cécile
Saint-Huberty diese stilgeschichtlich wichtige
Partie, die im 19. Jahrhundert zu den Paraderollen
der gefeierten lyrisch-dramatischen
Sopranistin Alexandrine Caroline Branchu
zählte. Salieris Verehrer Hector Berlioz (1803–
1869) schildert in seinen Mémoires sowie in
den Soirées de l’Orchestre, welche Faszination
deren Hypermnestre-Darstellung für ihn
besaß. Der Besuch verschiedener Aufführungen
von Les Danaïdes in der Pariser Oper
(1821) bestärkte den jungen Medizinstudenten
Berlioz schließlich sogar in seiner Entscheidung
für die Musikerlaufbahn.
Im Rahmen der Ludwigsburger Schlossfestspiele
2006 erklang Antonio Salieris bahnbrechende
Pariser Erfolgsoper Les Danaïdes
nahezu ungekürzt. Die Aufführungen zeigten,
dass der Wiener Hofkapellmeister – zu Unrecht
in Teilen der Musikpublizistik des 19. Jahrhunderts
als vermeintlicher Mozart-Mörder verunglimpft
– aus genuin italienischen wie französischen
Stilingredienzen einen musikalischen
Meistertrank zu brauen verstand, der auch
bei einem modernen Auditorium seine berauschende
Wirkung nicht verfehlt.
Martin Haag
Handlung
1. Akt
Meeresufer. Ein Tempel. Vorbereitungen zum
Fest des Friedens. Die Söhne des Égyptus steigen
aus ihren Schiffen.
Die Hochzeit zwischen den fünfzig Töchtern
des König Danaüs und den fünfzig Söhnen
seines Zwillingsbruders Égyptus soll die langjährige
Familienfehde zwischen den beiden
Brüdern beenden. Am Altar der Göttin Juno
schwören Danaüs und sein Neffe Lyncée, den
Hass zu begraben. Danaüs’ älteste Tochter
Hypermnestre und Égyptus’ Sohn Lyncée versichern
sich ihrer Liebe und preisen ihr Glück.
2. Akt
Unterirdischer Raum im Palast, der Göttin Nemesis
geweiht. Das Standbild der Göttin in der
Mitte der Bühne, im Hintergrund ein Altar.
Danaüs ist überzeugt, dass sein Bruder
Égyptus ein falsches Spiel spielt, die Versöhnung
nur heuchelt und ihn in Wahrheit entmachten
und ermorden will. Um dem Bruder
zuvorzukommen, befiehlt Danaüs seinen Töchtern,
ihre Ehemänner in der Hochzeitsnacht zu
töten. Im Tempel der Nemesis schwören sie
dem Vater Gehorsam – allein Hypermnestre
verweigert sich dem grausamen Befehl.
Danaüs verflucht die ungehorsame Tochter.
Hypermnestre bleibt zurück und hadert mit
ihrem Schicksal: Sie muss sich zwischen ihrer
Loyalität zum Vater und ihrer Liebe zu Lyncée
entscheiden.
3. Akt
Geschmückter Garten, Bacchus und den
Hochzeitsgöttern geweiht.
Die Hochzeit der Danaiden mit den Söhnen
des Égyptus wird gefeiert. Als Lyncée
seiner Braut den Hochzeitskelch anbietet,
weigert sich Hypermnestre, daraus zu trinken.
Danaüs droht ihr, sie solle seinen düsteren
Plan nur nicht verraten. Hypermnestre sieht
keinen anderen Ausweg und flieht von den
Feierlichkeiten. Der verwirrte Lyncée will ihr
folgen, wird aber von Danaüs zurückgehalten.
Zu den Jubelklängen des feiernden Chores
werden die frisch vermählten Paare in die
Hochzeitsgemächer geführt.
4. Akt
Galerie mit Zugängen zu den Hochzeitsgemächern.
Hypermnestre fleht den Vater um Gnade
an. Doch Danaüs ist nicht zu erweichen. Er
verlangt Gehorsam von seiner Tochter und
lässt sie allein. Hypermnestre wartet auf
Lyncée und hofft inständig, dass dieser nicht
kommen möge – vergeblich. Sie versucht Lyncée
zur Flucht zu bewegen, um sein Leben zu
retten. Lyncée missversteht ihre Aufforderung
jedoch als Treuebruch und bezichtigt sie des
Verrats. Fast enthüllt Hypermnestre Danaüs’
dunklen Plan. Doch aus Angst schweigt sie.
Da kommt Pélagus, um Lyncée zu warnen. Von
draußen hört man die Schreie der gemeuchelten
Ehemänner. Hypermnestre drängt Lyncée
und Pélagus zur Flucht. Sie bleibt zurück und
sinkt ohnmächtig zu Boden.
5. Akt
Wie im IV. Akt – Die Hölle. Am Ufer eines Blutmeeres.
Hypermnestre trauert um Lyncée, den sie
tot glaubt. Erst als Danaüs von ihr verlangt,
dass sie ihm als Beweis ihres Gehorsams
Lyncées Leichnam übergibt, erkennt sie, dass
dem Geliebten die Flucht gelungen ist. Danaüs
ist außer sich, dass sich Hypermnestre
seinem Befehl widersetzt hat. Er lässt sie in
Ketten legen und schwört grausame Rache
für diesen Verrat. Um den Willen des Vaters
zu vollenden, jagen die Danaiden Lyncée hinterher.
Lyncée und Pélagus haben zwischenzeitlich
ihre Truppen mobilisiert und dringen
in den Palast des Königs ein. Danaüs will
Hypermnestre
auf der Stelle hinrichten, doch
Pélagus wirft sich dazwischen und tötet Danaüs.
Der Himmel verfinstert sich, die Erde
bebt. Lyncée flieht mit Hypermnestre und seinen
Soldaten. Unter Blitz und Donner geht der
Königspalast in Flammen auf und wird von der
Erde verschlungen.
In der Hölle sieht man Danaüs an einen
Felsen gekettet. Ein Geier reißt ihm seine blutigen
Eingeweide aus dem Leib. Die aneinander
gefesselten Danaiden werden von Dämonen
gepeinigt, von Schlangen gemartert und von
Furien gejagt. Sie flehen um Gnade, doch die
Dämonen sind unerbittlich.
Mitwirkende
Michael Hofstetter
Seit 2005 ist Michael Hofstetter Chefdirigent
von Chor und Orchester der Ludwigsburger
Schlossfestspiele. Der gebürtige Münchner,
der seine Karriere an den Theatern von Wiesbaden
(Kapellmeister) und Gießen (Generalmusikdirektor)
begann, hat sich in den letzten

Jahren als einer der meistgefragten jungen
Dirigenten etabliert. Insbesondere als Barockspezialist
und Experte für authentische Aufführungspraxis
machte er sich vor allem mit Opern
wie Händels Alcina und Giulio Cesare in Egitto
(in Zusammenarbeit mit dem Regisseur Herbert
Wernicke) einen Namen. Doch Hofstetters vielseitiges
Repertoire reicht weiter: Als er im Jahr
2000 die Neuproduktion von Wagners Tristan
und Isolde am Opernhaus Dortmund leitete,
wurde er bei der jährlichen Kritiker-Umfrage
der Fachzeitschrift Opernwelt gleich mehrfach
zum Dirigenten des Jahres nominiert. Sein
Faible und Engagement für die Operette wurden
mit der Robert-Stolz-Medaille gewürdigt.
Michael Hofstetter, seit Herbst 2006 auch Leiter
des Stuttgarter Kammerorchesters, ist bei
vielen bedeutenden Opernhäusern, Orchestern
und Festivals zu Gast, u.a. an der Hamburgischen
und der Bayerischen Staatsoper, der
Deutschen und der Komischen Oper Berlin,
der Norske Opera Oslo und der Royal Opera
Kopenhagen, dem Gran Teatre del Liceu in Barcelona,
der Welsh National Opera in Cardiff,
dem Theater Basel sowie seit Jahren bei den
Salzburger Festspielen, wo er 2006 die Mozart-
Trilogie Irrfahrten (Regie: Joachim Schlömer)
dirigierte. In der Spielzeit 2006/07 leitet er u.a.
an der Staatsoper Stuttgart die Produktion Actus
tragicus sowie an der Semperoper Dresden
Humperdincks Hänsel und Gretel, außerdem
bei den Händel-Festspielen Karlsruhe die erste
szenische Realisierung von Händels Oratorium
La resurrezione. Zukünftige Projekte umfassen
u.a. eine Produktion von Berlioz’ Oper Béatrice
et Bénédicte an der Houston Grand Opera im
Herbst 2008.
Sophie Marin-Degor
Die Französin Sophie Marin-Degor (Hypermnestre,
Sopran) stand schon als
Jugendliche auf der Bühne, nachdem sie ihre
musikalische Ausbildung an der Musikschule
des französischen Rundfunks, der Maîtrise de
Radio-France, begonnen hatte. Nach einem
zweijährigen Engagement an der Comédie
Française in Paris entdeckte sie mit ihrem
Auftritt in Glucks Orfeo de Euridice am Théâtre
des Champs-Elysées ihre Vorliebe für das
klassische Repertoire. Unter der Leitung des
französischen Dirigenten und Barockspezialisten
Jean-Claude Malgoire erarbeitete sie

sich zunächst wichtige Rollen des barocken
Opern- und Oratorienrepertoires sowie zentrale
Partien des Mozart-Fachs wie Pamina in
der Zauberflöte, Susanna in Le nozze di Figaro
oder auch Donna Anna in Don Giovanni. Darüber
hinaus arbeitete die Sängerin mit namhaften
Dirigenten wie Sir John Eliot Gardiner,
William Christie, Michel Plasson und Nikolaus
Harnoncourt zusammen. Neben ihren Auftritten
in Barockopern und als Mozart-Sängerin
widmet sich Sophie Marin-Degor intensiv
dem Liedgesang und der zeitgenössischen
Musik. Vom Magazin Opernwelt wurde sie für
die Rolle der Armide als eine der drei besten
Sängerinnen des Jahres 2004 nominiert. In der
Saison 2006/07 stand Sophie Marin-Degor
u.a. in Lehárs Die lustige Witwe an der Opéra
Comique in Paris auf der Bühne sowie unter
Marc Minkowski als Michaëla in Bremen und
als Mélisande in Mosaku. Zukünftige Projekte
führen sie als Rosalinde nach Toulouse, Montecarlo
und Lausanne.
Hans Christoph Begemann
Der aus Hamburg stammende Sänger Hans
Christoph Begemann (Danaüs, Bariton)
studierte Gesang u.a. bei Ernst Haeflinger
und Aldo Baldin. Nach ersten Engagements
in Gießen und Wuppertal war er von 1997 bis
2005 am Staatstheater in Darmstadt engagiert,
wo er u.a. Partien wie Germont in Verdis La
Traviata und Wolfram in Wagners Tannhäuser
sang. Daneben gehören Mozart-Rollen wie
Figaro, Leporello und Papageno sowie Orest

in Strauss’ Elektra und die drei Bösewichter
in Offenbachs Les Contes d’Hoffmann zum
umfangreichen Repertoire des Sängers. Mit
Partien wie diesen gastiert der Künstler an
renommierten Opernhäusern im In- und Ausland.
An der Finnischen Nationaloper Helsinki
hatte er 2004 großen Erfolg als Troubadour in
Kaija Saariahos Oper L’Amour de loin. Im gleichen
Jahr entstand in Zusammenarbeit mit
dem Westdeutschen Rundfunk die CD 60 Jahre
Lieder aus Theresienstadt mit Werken von
Viktor Ullmann und Pavel Haas sowie die Ersteinspielung
von Othmar Schoecks Singspiel
Erwin und Elmire. Im Mai 2006 war der Sänger
als Prospero in der Uraufführung von Luca
Lombardos gleichnamiger Oper am Staatstheater
Nürnberg zu hören. Als Konzert- und
Liedsänger hat Hans Christoph Begemann vor
allem mit einem Repertoire von über 300 Schubert-
Liedern auf sich aufmerksam gemacht.
Born in Hamburg, baritone Hans Christoph
Begemann (Danaüs) studied with Ernst Haeflinger
and Aldo Baldin, among others. After
first appearances in Giessen and Wuppertal,
he worked at the Darmstadt State Theater from
1997 to 2005, where he sang Germont in Verdi’s
La Traviata, Wolfram in Wagner’s Tannhäuser
and others. Furthermore, roles such as Figaro,
Leporello and Papageno as well as Orest in
Strauss’ Elektra and the three villains in Offenbach’s
Les Contes d’Hoffmann are also part of
the singer’s extensive repertoire. Hans Christoph
Begemann has performed at renowned
opera houses throughout the world. He was
highly successful at the Finnish National Opera
in Helsinki in 2004 when he sang the Troubadour
in Kaija Saariaho’s opera L’Amour de
loin. In the same year, he was part of a WDR
project resulting in the release of the CD 60
Jahre Lieder aus Theresienstadt, which includes
works of Viktor Ullmann and Pavel
Haas as well as the first recording of Othmar
Schoeck’s Erwin und Elmire. In May 2006, the
baritone performed the role of Prospero in
the premiere of Luca Lombardo’s eponymous
opera at the Nuremberg State Opera. As a
concert and Lied singer, Hans Christoph Begemann
has made a name for himself with his
repertoire of over 300 Schubert Lieder.
Christoph Genz
Der gebürtige Erfurter Christoph Genz (Lyncée,
Tenor) erhielt seine erste musikalische
Ausbildung als Mitglied des berühmten
Thomanerchors in Leipzig. Am King’s College
in Cambridge studierte er zunächst Musikwissenschaft.
Seine Gesangsausbildung erhielt
der Tenor schließlich bei Hans-Joachim Beyer
an der Musikhochschule in Leipzig sowie bei

Kammersängerin Elisabeth Schwarzkopf. Sein
erstes Festengagement führte den Preisträger
mehrerer internationaler Gesangswettbewerbe
1997 ans Theater Basel. Vor allem mit Mozart-
Partien wie Tamino in der Zauberflöte gastierte
der Tenor an renommierten Opernhäusern:
dem Theâtre des Champs-Elysées in Paris, der
Opéra de Lausanne, der Mailänder Scala sowie
der Dresdner Semperoper. Dabei arbeitete
er mit Dirigenten wie Helmuth Rilling, Sir Simon
Rattle, Philippe Herreweghe und Sir John Eliot
Gardiner. Darüber hinaus ist der Sänger regelmäßig
bei renommierten Festspielen wie den
Luzerner Festwochen, der Schubertiade und
dem Schleswig-Holstein Musik Festival zu hören.
In der Saison 2000/01 gab der Tenor sein
Debüt an der Hamburgischen Staatsoper als
Ferrando in Mozarts Così fan tutte und wurde
daraufhin fest ans Haus engagiert. Bis 2003/04
gehörte er diesem Ensemble an, dem er bis
heute als Gast eng verbunden ist. Zahlreiche
CD-Einspielungen (u.a. mit Bachs Johannespassion
und mit Schubert-Liedern) dokumentieren
die vielseitige Arbeit des Sängers.
Kirsten Blaise
Die amerikanische Sängerin Kirsten Blaise
(Plancippe, Sopran) erhielt ihre Gesangsausbildung
an der Indiana University in Bloomington.
Ihr Debüt gab sie 1996 in Händels
Israel in Egypt mit dem Indianapolis Chamber
Orchestra. Seither war sie mit ihrem vielseitigen
Repertoire von Händel bis Adams und von
der Kammermusik bis zur Oper in vielen wichtigen
internationalen Musikzentren zu hören,

so u.a. beim Oregon Bach und beim Carmel
Bach Festival unter Helmuth Rilling und Bruno
Weil. 2003 feierte sie ihr Debüt im Concertgebouw
Amsterdam mit dem Nederlands
Radio Symfonie Orkest unter Richard Hickox.
Außerdem wirkte sie als British Dancing Girl
in der britischen Premiere von John Adams’
The Death of Klinghoffer unter Leonard Slatkin
mit. Diese Partie interpretierte sie auch
in der Aufsehen erregenden Verfilmung der
Adams-Oper, die auf renommierten Filmfestivals
gezeigt und u.a. mit dem internationalen
Medienpreis Prix Italia ausgezeichnet wurde.
Eine besonders enge Zusammenarbeit verbindet
die Sopranistin mit Festspiel-Chefdirigent
Michael Hofstetter, mit dem sie bereits bei den
Händel-Festspielen in Karlsruhe und Halle zu
hören war. 2005 sang sie bei den Ludwigsburger
Schlossfestspielen unter seiner Leitung in
Haydns Schöpfung und in Cimarosas Gli Orazi
e i Curiazi. Im Herbst 2006 debütierte sie beim
Huddersfield Contemporary Music Festival.
Wolfgang Frisch
Wolfgang Frisch (Pélagus, Tenor) besuchte
zunächst das Musikgymnasium
der Regensburger Domspatzen, bevor er seine
musikalische Ausbildung am musischen
Gymnasium Auersperg in Passau fortsetzte.
1994 wurde er zunächst als Jungstudent
für Gesang am renommierten Mozarteum in
Salzburg aufgenommen, wo er ab 1995 als
Vollstudent studierte. Erste Bühnenerfahrung
sammelte der junge Sänger 1996 im Chor des
Südostbayerischen Städtetheaters Passau.
Im Jahr darauf wechselte er an die Musikhochschule
Augsburg-Nürnberg und ergänzte

seine Ausbildung durch Privatunterricht
bei Ada Zapperi in München sowie durch
zahlreiche Meisterkurse u.a. bei Ulf Bästlein,
Jeffrey Gall und James Taylor. 2001/02 folgte
ein Aufbaustudium für Lied und Oratorium bei
Thomas Kerbel am Bruckner-Konservatorium
in Linz. Verschiedene Gastverträge führten
den Tenor u.a. an das Theater Augsburg, das
Scala Theater Basel sowie ans Landestheater
Linz. Daneben erhielt er ein Stipendium
für die Internationale Händel-Akademie in
Karlsruhe. Neben seinen vielseitigen Opernverpflichtungen
ist Wolfgang Frisch auch als
Konzert- und Oratoriensänger gefragt, wobei
sein Schwerpunkt auf den Oratorien, Passionen
und Messen von Bach, Händel, Mozart
und Haydn liegt.
Sven Jüttner
Die musikalischen Wurzeln des aus Leonberg
stammenden jungen Sängers Sven
Jüttner (Erster Offizier, Bass) liegen in der
Populärmusik. Schließlich entschloss sich
der Bassist aber für eine klassische Sängerlaufbahn
und studierte Gesang am Freien
Musikzentrum Stuttgart. In verschiedenen
Opern- und CD-Produktionen konnte er erste
Chorerfahrung sammeln. Seit 2005 ist Sven
Jüttner Mitglied im Chor der Ludwigsburger
Schlossfestspiele. Daneben übernimmt er
auch solistische Aufgaben, vor allem im kirchenmusikalischen
Bereich, und gehört auch
dem Extra-Chor des Staatstheaters Stuttgart
an.
Daniel Sütö
Daniel Sütö (Zweiter Offizier, Bass) stammt
aus Tirgu Mures in Rumänien. Nach seinem
Studium in Musiktheorie und Chorleitung
im rumänischen Brasov ging er 1995 an die
baden-württembergische Musikhochschule
in Trossingen, wo er in der Klasse von Monika
Moldenhauer studierte und sich seit seinem
erfolgreichen Abschluss im März 2005 einem
weiterführenden Gesangsstudium widmet.
Daniel Sütö war bereits in zahlreichen Hochschulproduktionen
auf der Bühne zu erleben,
u.a. in den Titelrollen von Mozarts Le nozze
di Figaro und Tschaikowskys Eugen Onegin.
Seit 2004 gibt der Bassist, der seit einigen
Jahren dem Chor der Ludwigsburger Schlossfestspiele
angehört und seit 2002 selbst zwei
Chöre im Kreis Tuttlingen leitet, auch Liederabende
mit Werken u.a. von Schubert, Loewe
und Brahms.
Jürgen Deppert
Jürgen Deppert (Dritter Offizier, Bariton), in
Backnang geboren, sang bereits als Kind
und Jugendlicher in verschiedenen Chören,
wo er auch regelmäßig als Solist eingesetzt
wurde. Nachdem er zunächst zehn Jahre als
Produktmanager im Textilbereich tätig war,
entschloss er sich für eine professionelle
Sängerlaufbahn. Er studierte Gesang bei Guy
Ramon und Wayne Long an der Staatlichen
Hochschule für Musik und Darstellende Kunst
Stuttgart und besuchte verschiedene Meisterkurse
u.a. bei Sylvia Geszty und Thomas Quasthoff.
Ensembleerfahrung sammelte der Sänger
u.a. bei den Stuttgarter Choristen und im Chor
der Ludwigsburger Schlossfestspiele. Sein
Operndebüt gab Jürgen Deppert im Jahr 2004
bei den Opernfestspielen Heidenheim als Graf
Ceprano in Verdis Rigoletto. Neben verschiedenen
Auftritten auf der Opernbühne konnte er
sich auch als Lied- und Oratoriensänger u.a. in
der Johannespassion von Heinrich Schütz und
in Faurés Requiem profilieren.
Chor der Ludwigsburger Schlossfestspiele
Der Chor der Ludwigsburger Schlossfestspiele
ist aus dem Süddeutschen Madrigalchor
Stuttgart hervorgegangen und
blickt auf eine lange, erfolgreiche Tradition
mit zahlreichen Tourneen und Einspielungen
zurück. Nach mehr als 40 Jahren unter der
Leitung von Wolfgang Gönnenwein präsentiert
sich der Chor seit 2005 unter seinem neuen
Chefdirigenten Michael Hofstetter in leicht
veränderter Besetzung als ein Vokalensemble
flexibler Größe, das ein breites Spektrum von
der intimen Kammerbesetzung bis zum großen
Chor, von der Renaissance bis zu den
Chorwerken des 20. Jahrhunderts abdeckt. In
der Saison 2005 wurde der Chor der Ludwigsburger
Schlossfestspiele – vor allem für seine
beeindruckende Leistung in Berlioz’ Grande
Messe des Morts – hoch gelobt. 2006/07 war
er nicht nur bei den Ludwigsburger, sondern
auch bei den Salzburger Festspielen und den
Händel-Festspielen Karlsruhe zu hören.
Jan Hoffmann
Die Einstudierung des Chors liegt seit Anfang
2005 in den Händen von Jan Hoffmann.
Bereits während seines Studiums der
Schulmusik mit Hauptfach Gesang konnte er
erste Erfahrungen als Chorleiter und Stimmbildner
beim Bachensemble Mainz sammeln.
1996 war Hoffmann Dozent für Chorleitung
und Stimmbildung beim Klassiksommer Hamm
sowie beim Internationalen Chorfestival
Mainz. Im gleichen Jahr übernahm er einen
Lehrauftrag für chorische Stimmbildung und
Ensembleleitung am Collegium Musicum der
Mainzer Johannes Gutenberg-Universität.
Seit 1998 ist Hoffmann Chordirektor und Kapellmeister
am Stadttheater Gießen, außerdem
künstlerischer Leiter des Gießener Konzertvereins,
der Singakademie Wetzlar und
des Gießener Kammerchors. 2001 gründete
er das Amadeus Vokalensemble, mit dem er
u.a. beim Rheingau Musik Festival und in Genf
gastierte.
Orchester der Ludwigsburger Schlossfestspiele
1975 von Wolfgang Gönnenwein gegründet,
besteht das Orchester der Ludwigsburger
Schlossfestspiele auch nach dem Wechsel
seines langjährigen Chefdirigenten im Wesentlichen
unverändert weiter. Die Besetzung
aus Mitgliedern führender baden-württembergischer
Orchester, Hochschulprofessoren und
-absolventen wurde 2005 unter der Leitung
von Michael Hofstetter vor allem um junge
freie Musiker aus der Alte-Musik-Szene ergänzt
und so dem neuen künstlerischen Kurs
angepasst: einer lebendigen authentischen
Aufführungspraxis. Ziel ist es, jedes Werk vom
Barock bis zur Moderne mit den Instrumenten
und in der Spielweise aufzuführen, für die es
komponiert wurde – eine Herausforderung,
der die Musiker mit größtmöglicher stilistischer
Flexibilität begegnen. Mit seinem neuen
Chefdirigenten ist das Orchester der Ludwigsburger
Schlossfestspiele auch zunehmend
auf dem europäischen Markt präsent, ab 2006
etwa in Götz Alsmanns ZDF-Klassik-Show
Eine große Nachtmusik und bei der renommierten
Schubertiade im österreichischen
Schwarzenberg.
Chor der Ludwigsburger Schlossfestspiele
Ludwigsburg Schlossfestspiele Chorus
Sopran · Soprano
Dagmar Bayon
Christine Eisenschmid
Sabine Fischer-Hennen
Myriam Mayer
Birgitt Nachfolger
Saskia Paulsen
Melanie Schlerf
Isabell Schmitt
Inga Spies
Anja Stäbler
|
|
Alt · Alto
Johanna Sabine Albert
Magda Cerna-Spanidis
Christina Corderman
Claudia Grimaldi
Anke Haas
Sibylle Henn
Uljana Lauterbach
|
|
Tenor · Tenor
Michael Bootz
Marc Hennen
Stephan Hieke
Alexander Illi
Andreas Kalmbach
Tobias Liebelt
Peter Witte
|
|
Bass · Bass
Jürgen Deppert
Frank Ellinger
Eberhard Gauger
Benedict Gründig
Sven Jüttner
Michael Kecker
Gebhard Räcke
Daniel Sütö
|